Nicolas Culpeper

Nicolas oder Nicholas Culpeper (1616–1654) war ein berühmter englischer Arzt, Naturheilkundiger und Apotheker, der in seiner kurzen Lebenszeit eine Vielzahl von Schriften und Traktaten zur Naturheilkunde hinterlassen hat. Culpeper lebte in der sogenannten Tudor-Zeit in England, als Heinrich der Achte und später seine Tochter Elisabeth die Erste regierte. In dieser Zeit war das Wissen um Medizin nur schwach ausgeprägt und die Klöster hatten noch immer einen privilegierten Zugang zum alten Kräuterwissen, was sich erst allmählich durch die moderneren, an Universitäten ausgebildeten Ärzte wie Culpeper änderte. Culpeper war bekannt dafür, dass er die alten traditionellen Rezepte aus der Volksmedizin, aber auch aus der volkstümlichen Magie sammelte und sie wissenschaftlich überprüfte, indem er austestete, ob die Rezepturen auch wirklich einen Effekt auslösen konnten. Er kochte in seinem pharmazeutischen Labor die alten Hexen-Rezepte nach und überprüfte, ob die Inhaltsstoffe der magischen Rezepturen tatsächlich irgendeinen wissenschaftlichen Wert und eine erwiesene Wirkung haben könnten. Auf diese Art sind durch Culpepers experimentelle Versuche viele traditionelle Rezepte aus England bis in die Gegenwart erhalten geblieben und auf ihre Wirksamkeit getestet worden. Doch was waren das eigentlich für geheimnisvolle Mixturen, und wogegen sollten sie wirken?
Grundsätzlich untersuchte Culpeper alle erdenklichen alten Heilmittel, um seinen Kunden Hilfe bei Beschwerden und Krankheiten zu verschaffen. Sehr bekannt beim Volk waren jedoch auch Doktor Culpepers sogenannte Aphrodisiaka, also Mittel, die die menschliche Potenz und die Lebensfreude stärkten. Er empfiehlt vor allem einen Sud aus Lakritz-Wurzel und Quellwasser, um die Libido zu steigern, Meeresfrüchte, um gefühlskalte Frauen lustvoll zu machen, oder auch den unwiderstehlichen Duft der grauen Ambra, der als Parfum und Lockstoff gelten sollte, und viele andere teils magische, teils pharmazeutische Mixturen zum Erzeugen einer liebevollen und lustreichen Stimmung. Dennoch wäre es verfehlt, Culpeper als den „Doktor Sommer der frühen Neuzeit“ zu bezeichnen. Er war vielmehr ein forschender Renaissance-Mensch, der als Gelehrter den Spagat zwischen mittelalterlicher Hexenkunde und moderner Pharmazeutik versuchte – was ihm auch oft gelangt. Historisch interessant sind auch seine Versuche mit dem Wirkstoff Tabak, der damals gerade als eine Neuheit aus den Kolonien nach England gelangte und dessen Wirkung noch recht umstritten war. Der englische Mediziner mit dem innovativen Ruf hielt Tabak für ein Allround-Heilmittel für den menschlichen Organismus, unter anderem auch gegen Husten.
Culpepers eigene öffentliche Gesundheitseinrichtungen in London (Culpepers Health Spa) verwendeten den Qualm von Tabak medizinisch zur Bekämpfung von Hustenreiz, Heiserkeit und Erkältungen – kein sehr probates Mittel, wie die Erfahrung lehrte.


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